Reifen-Ratgeber: Jetzt noch Winterreifen aufziehen | News

Polizeikontrollen in Berlin – schon die Winterreifen drauf?

Was treibt die Menschen um so kurz vor Weihnachten? Antwort: Drei Fragen, auf die so mancher Antworten sucht!

  1. Was soll ich schenken?
  2. Gibt es weiße Weihnachten?
  3. brauche ich Winterreifen?

Kalendarisch steht der Winter praktisch vor der Tür, nur tatsächlich angekommen ist er in Berlin noch nicht. Aktuell ist laut Aussage von Meteorologen die Wahr- scheinlichkeit eines frostigen Wintereinbruchs in ganz Norddeutschland mit kräftigem Schneefall zu Weihnachten äußerst gering. Trotzdem ist zu erwarten, dass die Berliner Polizei wieder im ganzen Stadtgebiet kontrolliert, ob bei Kraftfahrzeugzeugen die Winterreifen aufgezogen sind. Viele Autofahrer erinnern sich vielleicht noch lebhaft an den bundesweiten 24-Stunden-Blitzmarathon vom 10.-11. Okt., der sich - auf ganz Berlin bezogen - auf über 200 Messstellen, verteilt über alle 12 Stadtbezirke, erstreckte.

Braucht man jetzt - bei dieser Wetterlage - überhaupt Winterreifen? Wie soll man mit den Regeln umgehen, wenn das Wettergeschehen - wie in den letzten vier Jahren passiert - Kapriolen schlägt, getreu dem Motto "Nichts ist so beständig wie die Unbeständigkeit!" Es gab extremste Ausschläge nach beiden Seiten hin - und das völlig regellos! Also sollten wir uns nicht täuschen lassen, obwohl es z.Zt. wahrscheinlich ist, dass es wieder nur einen milden Winter wie 2012/13 geben wird. Aber Achtung: Man weiß ja nie!

Wann fiel die letzten Jahre der erste Schnee in Berlin? Der Winter 2010/11 war einer der schneereichsten seit Menschen gedenken. Das Jahr 2010 endete in Berlin sehr kalt mit einer Weihnacht, die anmutete wie ein "Wintermärchen". Dagegen war die Jahreswende 2011/12 in Berlin sehr niederschlagsarm und im Dezember viel zu warm (12-13° C). Der November 2011 war einer der trockensten Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, und am Heiligabend waren die Straßen frostfrei, trocken und völlig ohne Schnee. Im Winter 2012/13 kam der erster Schnee pünktlich zum ersten Advent. Im weiteren Verlauf des Winters gab es auf dem Stadtgebiet Berlins den geringsten Niederschlag aller Regionen Deutschlands und weit unterdurchschnittlich wenig Sonnentage.

Und wie wird der Winter 2013/14 ? Derzeit tritt er im Flachland kaum in Erscheinung. Nach dem Orkantief XAVER hat sich ein Winterwetter mit Schnee- und Graupelschauer nur leicht angedeutet. Schon zum dritten Advent hat diese Wetterlage nicht mehr durchgehalten. An Weihnachten wird es vermutlich wieder mildere Temperaturen geben, verbunden mit Regen. Was langfristig (Januar bis März) mit dem Winter passiert, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Trotz alldem: Jeder Autofahrer ist gefordert, die Fahrweise immer den jeweiligen Straßenverhältnissen anzupassen und auch gut für Eis und Schnee gerüstet zu sein. Winterreifen sind dann eine selbstverständliche Pflicht!

Rechtliche Aspekte Rechtlich betrachtet gibt es keine unbedingte Pflicht auf "Winterreifen", sondern nur auf die jeweilige Wetterlage bezogen. Die deutsche Straßenverkehrsordnung (StVO) benutzt den Ausdruck "Winterreifen" an keiner Stelle, und auch eine gesetzliche Festlegung auf einen bestimmten Termin zur Umrüstung auf Winterreifen gibt es nicht, wobei man mit der bekannten Faustregel "von O bis O" (= von Oktober bis Ostern) hierzulande wohl nichts falsch machen kann. Demnach ist in Bezug auf Winterreifen nur vorgeschrieben, dass man bei entsprechend kritischen Straßenverhältnissen (Schnee, Matsch und Eisglätte) nicht mit ungeeigneten Reifen fahren darf, und dass im ungeeigneten Fall Maßnahmen in Form von Geldstrafen und Punkten im Zentralregister Flensburg folgen. Also sind im Prinzip nur bei den oben genannten extremen Wetterlagen wintertaugliche Reifen Pflicht.

Reifen mit dem M+S Symbol gelten als Winterreifen. Gelegentlich findet man noch zusätzlich die Kennzeichnung mit einer Schneeflocke und/oder 3 Bergspitzen. Nur solche Reifen bieten die Gewähr, dass sie mit ihrem besonderen Profil bei sowohl bei Glatteis als auch bei Matsch und Schnee den nötigen Zugriff auf die winterliche Straßen ("Gripp") erfüllen. Aber Achtung: auch hier gibt es gute und schlechte Winterreifenmodelle. Deshalb veröffentlicht der ADAC jedes Jahr den Winterreifentest. Modelle wie der A4 Alpinreifen von Michelin oder verschiedene Continentalmodelle haben zuverlässig während der letzten Jahre abgeschlossen. Bei Winterreifen sollte nicht gespart werden. Minderwertige Reifen nutzen sich zudem schneller ab und verursachen letztendlich die gleichen Kosten wie Markenreifen.

Wie viel Bußgeld muss nun aktuell gezahlt werden, wenn noch keine Winterreifen aufgezogen sind? Die falsche Bereifung kann im Winter richtig teuer werden, vor allem, wenn es bei winterlichen Straßenbedingungen zum Unfall kommt und dabei nachweislich keine wintertauglichen Reifen aufgezogen waren. Seit dem 01.04.2013 gilt der neue Bußgeldkatalog. Wer in der kalten Jahreszeit unangemessener Weise wegen Fahrens mit Sommerreifen ertappt wird, zahlt 40 EUR und bekommt 1 Punkt in der Flensburger "Verkehrssünderkartei". Bei gleichzeitiger Behinderung sind 80 EUR und bei Gefährdung anderer sogar 100 EUR zu zahlen und es wird ebenfalls je 1 Punkt fällig. Bei Verursachung eines Unfalls beträgt die Strafe 120 EUR plus 1 Punkt. Zu bedenken ist auch das Versicherungsrisiko bei falscher Bereifung. Selbst wenn die Wetterlage nicht eindeutig gegen den Autofahrer spricht, so kann der Versicherungsschutz ohne Winterreifen auch ohne Eigenverschulden teilweise verloren gehen.

Nicht wenige Autofahrer verwenden aus Sparsamkeitsgründen oder Bequemlichkeit das ganze Jahr über ihre Winterreifen. Das ist in der Tat NICHT ausdrücklich verboten. Wer aber in der warmen Jahreszeit sein Fahrzeug nicht auf Sommerreifen umgerüstet hat, kann unter Umständen schneller in einen Unfall verwickelt sein. Es gibt verschiedene Nachteile, die gegen eine Verwendung von Winterreifen im Sommer sprechen. Fachleute raten sogar davon ab, denn ein Winterreifen reagiert bei sommerlichen Temperaturen anders als bei Kälte und Straßenglätte. Winterreifen werden aus einer extra weichen Gummimischung hergestellt, damit er optimalen "Gripp" auf Eis und Schnee bekommt. Das aber führt dazu, dass er bei hohen Temperaturen nicht genügend Bremskraft überträgt und auch der Seitenhalt eingeschränkt ist. Der Bremsweg wird länger und die Fahrstabilität in Kurven schwächer. So bemerkt der Autofahrer die konstruktionsbedingten Nachteile des Winterreifens beim Einsatz in den Sommermonaten meist erst zu spät, was bittere Folgen haben kann.

Eine gute Alternative sind Ganzjahresreifen. Vom Material her sind sie ein Mittelweg zwischen Winterreifen und Sommerreifen, was vor allem in Ländern mit dauerhaft milden Klimaverhältnissen ausreichend ist. Bei richtigen Wintereinbrüchen kann deren Einsatz aber unter Umständen nicht ausreichend sein. Deshalb sind bei uns richtige Winterreifen dem Ganzjahresreifen immer vorzuziehen.

Obwohl die StVO den Gebrauch von Winterreifen bei "Grenzwetterlagen" oder Trockenperioden im Winter nicht ausdrücklich vorschreibt und auch offen lässt, was ein Winterreifen ist, sollte man schon beim geringsten Anschein von kritischen Straßenverhältnissen im Herbst Winterreifen aufziehen. - Ob es einen milden oder harten Winter gibt, ist kaum vorherzusehen, und so ist man immer auf der sicheren Seite. Kurzer Bremsweg und Fahrstabilität kann schließlich auch Leben retten.

Die Geldstrafen und Punkte bei einem Fehlverhalten sind nicht zu unterschätzen, und auch der Versicherungsaspekt ist ein Argument für die richtige Ausrüstung. So mancher, der sparen will, reagiert erst und kommt zur Einsicht, wenn es ihm mal so richtig "ans Portemonnaie" geht.