Nachhaltiger Versand: Worauf müssen ökologisch bewusste Shops achten?

Längst sind Verbraucher hierzulande dafür sensibilisiert, mit ihrem Einkaufsverhalten mehr Nachhaltigkeit im Alltag umzusetzen. Um ihren Beitrag zu leisten, ist ihnen daher auch beim Shoppen im Netz zunehmend wichtiger, wie der Händler zum Thema Umweltfreundlichkeit beim Versand seiner Produkte steht.

Das gilt selbstverständlich erst recht, wenn die vertriebene Ware selbst als ökologisch gilt und man mit ausgeprägter Umweltorientierung wirbt. Um hier die richtigen Signale zu setzen und gleichzeitig die Erwartungen der anspruchsvollen Kundschaft zu erfüllen, sollte sich jeder Online-Shop ausführlich Gedanken darüber machen, wie dessen Ökobilanz auf Dauer noch besser ausfallen kann.

Wichtige Faktoren hierbei sind die Themen Versandabwicklung und Auswahl des jeweiligen Versandmaterials. Welche Herangehensweisen sich als besonders geeignet erweisen und was man darüber hinaus für mehr Klimafreundlichkeit unternehmen kann, klären wir hier.

Transparenz ist Trumpf

Viele Internethändler messen ihren Versandoptionen immer noch zu wenig Gewicht zu, dabei achtet die Zielgruppe durchaus auf die jeweilige Vorgehensweise und bezieht sie in ihre Kaufentscheidung mit ein. Käufer sind sich der Auswirkungen ihres Konsums deutlich bewusster, als das noch vor einigen Jahren der Fall war, weshalb es für ein gutes Vertrauensverhältnis unverzichtbar ist, diesen Punkt ernst zu nehmen.

Sobald im eigenen Webshop Umweltbewusstsein kommuniziert wird, erwartet die Käuferschaft geradezu, auch adäquate Versandoptionen vorzufinden, die dem ökologischen Fußabdruck möglichst wenig schaden.

Alles, was in Sachen Nachhaltigkeit von Unternehmensseite unternommen wird, sollte auch unbedingt transparent dargestellt werden – das geht vom gebündelten Versand über die geltenden Retourenregelungen bis hin zum abbaubaren Material der verwendeten Kartons. Zudem lassen sich durchgeführte Maßnahmen nebenbei ganz wunderbar nutzen, um wirksames Marketing zu betreiben. Auch die Umweltorganisationen, die durch Spendengelder des Webshops unterstützt werden sowie offiziell erworbene Umweltsiegel, sollten unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich sein.

Wie lässt sich nachhaltiger Versand realisieren?

Um die Zustellung der Ware so umweltschonend wie möglich zu gestalten, sind verschiedene Schritte vonnöten, die wie einzelne Zahnräder ineinandergreifen. Es geht dabei darum, mit möglichst unbedenklichem Verpackungsmaterial zu arbeiten und dieses gleichzeitig auf ein Minimum zu reduzieren.

Nachhaltige Verpackungen einsetzen

Ein Großteil des Müllaufkommens im Online-Vertrieb geht auf die postalische Zustellung des Produktes zurück. Deshalb sollte man als Händler direkt hier ansetzen und viel Wert auf die Wahl des Versandmaterials legen, um nachhaltig zu agieren.

Heutzutage bietet der Markt eine große Bandbreite an verträglichen Lösungen an, die von abbaubaren Kartons aus Wellpappe bis hin zu Mehrwegversandtaschen aus recyceltem Kunststoff gehen.
Im Idealfall sind die eingesetzten Materialien biologisch abbaubar, bereits recycelt oder zumindest recycelbar. Sämtliche biobasierten Rohstoffe weisen den Vorteil auf, dass sie den unnötigen Einsatz von Kunststoffen deutlich verringern.

Im Versandgeschäft haben sich hier Umweltpapier und wiederaufbereitete Pappe am besten bewährt, da sie aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und eine gute Recyclingquote aufweisen. So wird für die Herstellung moderner Versandboxen aus Wellpappe beispielsweise bis zu 68 Prozent auf Altpapier zurückgegriffen.

Verpackungsmüll reduzieren

Selbstverständlich sollte die Ware ordnungsgemäß verpackt und zuverlässig vor Transportschäden sowie vor Temperatur- oder sonstiger Fremdeinwirkung geschützt werden. Insofern ist die Festigkeit des Materials nicht verhandelbar. Große Einsparungen lassen sich jedoch bei der Packungsgröße machen, wenn diese gerade passend für das jeweilige Produkt ausfällt.

Oftmals ersetzt auch eine simple Versandtasche den Karton vollauf. Damit wird unmittelbar dazu beigetragen, die immense Summe von jährlich rund 800.000 Tonnen Versandverpackungen in Deutschland zu reduzieren.

Den CO₂-Ausstoß angemessen kompensieren

Trotz größter Bemühungen wird es leider nicht gelingen, komplett ohne erzeugte CO₂-Emissionen auszukommen, weshalb es umso wichtiger ist, diesen in anderer Weise entgegenzuwirken. Dadurch macht man den entstandenen Schaden keinesfalls rückgängig, man bemüht sich jedoch aktiv darum, an anderer Stelle ganz aktiv den Naturerhalt zu fördern.

Als Online-Vertrieb kommt man somit nicht nur seiner sozialen Verantwortung nach, sondern setzt auch gleichzeitig ein Zeichen und geht Kunden sowie Mitbewerbern mit entsprechend gutem Beispiel voran.
Wie CO₂-Kompensation ganz praktisch erfolgen kann, machen uns beispielsweise viele Airlines und Tankstellen anschaulich vor: Der verursachte Ausstoß klimaschädlicher Gase wird berechnet und im gleichen Maß mit der finanziellen Beteiligung an Klimaschutzprojekten ausgeglichen.

Man erwirbt dabei sogenannte Klimazertifikate, die jeweils einem bestimmten Gegenwert entsprechen. In der Regel handelt es sich bei den Projekten um gezielte Aufforstung oder die Förderung regenerativer Energiequellen.

Als Online-Händler sollte man daher unbedingt den eigenen Fußabdruck durch die Entstehung von Verpackungsmüll kennen, offenlegen und mit geeigneten Zertifikaten ins Gleichgewicht setzen. Damit wird in diesem Zusammenhang Klimaneutralität erreicht, die im Vergleich zur reinen Klimafreundlichkeit also eine proaktive Gegenmaßnahme zum Wohle der Umwelt bezeugt.

Umweltverträgliche Transport-Optionen wählen

Auch die Art und Weise, wie das Produkt letztlich beim Kunden angeliefert wird, trägt ganz entscheidend zum Gesamtergebnis der Umweltbelastung bei. Schließlich entsteht gerade durch die Logistik per Flugzeug, Frachter und LKW eine riesige Menge an Treibhausgasen.

Auch wenn man als ökologischer Webshop vornehmlich bundesweit agiert und dabei rein auf den Versand per Lieferwagen zurückgreift, trägt auch dies unweigerlich zur Luftverschmutzung bei und sollte daher ressourcenschonend gestaltet werden.

Empfehlenswert ist folglich, auf ein Transportunternehmen zu setzen, das selbst sehr hohe Nachhaltigkeitsstandards erfüllt. Praktischerweise haben die meisten großen Paketdienste hierzulande die Notwendigkeit umweltfreundlicher Alternativen erkannt und bieten entsprechend grüne Services an. So gelten sowohl GLS als auch DHL GoGreen und DPD inzwischen als klimaneutral. Sie setzen verstärkt auf den Einsatz von Elektromobilität sowie Ökostrom und lasten ihre Fahrzeuge besser aus als in der Vergangenheit. Zudem arbeiten auch sie mit Klimazertifikaten zur CO₂-Kompensation.

Wer als Händler seine Sendungen clever bündelt und Kunden um etwas mehr Geduld bei der Zustellung bittet, muss zudem umso seltener eine Abholung durch einen Versandservice anfordern.

E-Commerce und stationärer Handel im Vergleich

Einkaufen im Netz hat nicht gerade den Ruf, besonders umweltschonend zu sein, weshalb viele Menschen sich bewusst dafür entscheiden, weiterhin lokal einkaufen zu gehen. Das mag durchaus oft der bessere Weg sein, weil man so bei einem Besuch in der Innenstadt viele Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Dennoch kommen zahlreiche Studien betreffend der Umweltbilanzen interessanterweise zu dem Schluss, dass Online-Shopping im Hinblick auf die erzeugten CO₂-Emissionen im Endeffekt sogar vorteilhafter abschneidet. Auch eine Untersuchung des Deutschen Umweltbundesamtes bekräftigt diesen Rückschluss. Das liegt ganz einfach daran, dass Waren für den Vertrieb im stationären Handel mehrere Prozesse durchlaufen müssen, die alle ebenfalls mit Transportwegen, energieintensiver Lagerung und großem Abfallaufkommen aufgrund der nötigen Verpackungen einhergehen.

Obendrein wird beim Verkauf im Ladengeschäft durch Beleuchtung, Belüftung sowie den Dauerbetrieb von Kassensystemen weitere Energie verbraucht, die im Online-Handel signifikant niedriger ausfällt.

Wie kann die Kundschaft positiv mit einbezogen werden?

Um Nachhaltigkeit authentisch zu praktizieren, braucht es auch die Mitwirkung der eigenen Zielgruppe. Daher sollte deren Hilfe erbeten werden, um die hochgesteckten ökologischen Maßstäbe aufrechtzuerhalten. Hierzu zählt unter anderem, keine kostenlosen Retouren anzubieten, um die Kunden zum bewussten Einkauf zu motivieren. Man kann zudem Rabatte auf Sammelbestellungen anbieten, sodass es interessant wird, sich beispielsweise mit Freunden oder Nachbarn zusammenzutun und alles gebündelt in einem Paket schicken zu lassen.

Weitere Aspekte für mehr Nachhaltigkeit

Abschließend muss noch erwähnt werden, dass Nachhaltigkeit sich durch den kompletten Online-Handel ziehen und nicht auf die reine Versandabwicklung beschränkt sein darf. Um ein möglichst positives Gesamtergebnis zu erzielen, sind daher noch weitere Optimierungsschritte nötig:

  • Reduzierung der durch die eigene Website entstehenden CO2-Emissionen: Dies gelingt, indem ein Webhosting-Anbieter gewählt wird, der regenerativen Strom nutzt und man den eigenen Online-Auftritt so kundenfreundlich möglich gestaltet. Muss der Besucher nicht lange klicken, um das Gesuchte zu finden, hält er sich kürzer auf der Website auf und es entstehen kleinere Datenmengen, was alles in allem klimafreundlicher ausfällt.

  • Vermeidung von Fehlkäufen durch klare Kommunikation: Je detaillierter die einzelnen Produkte beschrieben und mit Foto- oder Videomaterial dargestellt werden, desto weniger Fehlkäufe treten ein und desto weniger Retouren entstehen.

  • Auf nachhaltige Herstellungs- und Anlieferungsprozesse der vertriebenen Produkte achten: Die Auswahl der Produzenten ist ganz entscheidend, um wirklich grüne Ware zu verkaufen. Am besten überzeugt man sich jedoch vor Vertragsschluss sicherheitshalber selbst von der Richtigkeit dieser Angaben.

  • Fehlerhafte oder nicht verkäufliche Ware nicht vernichten, sondern verschenken oder recyceln: So wird deren Lebenszyklus aktiv verlängert, was wiederum Ressourcen schont.


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