Deshalb war Sport in der DDR wichtig

Die Deutsche Demokratische Republik erkannte von Beginn an die Möglichkeit, das Image des Landes über Spitzenleistungen im Sport positiv zu beeinflussen. Die Führung setzte daher alles daran, den Sport in der DDR zu fördern. Das galt für den Breitensport ebenso, wie für den Spitzensport. Scouts machten sich gezielt auf die Suche nach Talenten, um sie zu fördern und an die internationale Weltspitze heranzuführen.

Diese Strategie sollte sich als besonders erfolgreich erweisen. Die DDR erreichte bei Wettkämpfen, wie Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, regelmäßig Spitzenleistungen. Diese Überlegenheit nutze die politische Führung, um damit die Überlegenheit des Sozialismus zu unterstreichen. Damit hatte sie lange Zeit im Land, wie auch international Erfolg. Dieser bekam jedoch verstärkt Risse, als sich immer mehr Top-Athleten in den Westen absetzten, oder Dopingskandale die Leistungsfähigkeit der DDR-Sportler in Zweifel zogen.

Talente freilegen

Die konsequente Förderung des Sports in der DDR begann bereits Ende der 1950er Jahre. Gemäß dem ausgegebenen Motto „Jedermann an jedem Ort – einmal in der Woche Sport“ wurde dieses schon im frühen Kindesalter gefördert. Die Bürger des Landes konnten in unzähligen Sportgemeinschaften Sport kostenlos betreiben. So gehörten alleine dem Deutschen Turn- und Sportbund mehr als 20 Prozent der Bevölkerung an. Fußball, Turnen und die Leichtathletik waren die beliebtesten Sportarten. Wettkämpfe auf allen Ebenen der Gesellschaft sollten dazu dienen, das Interesse am Sport zu wecken und gleichzeitig junge Talente zu erkennen. Das übergeordnete Ziel lautete für jedes Kind jene Sportart zu finden, in der es seine besten Leistungen erbringen konnte.

Das schönste Gesicht des Sozialismus

Das kleine Land DDR war ein sportlicher Riese, das mit seinen Leistungen sogar die großen Sportnationen USA und Russland in Bedrängnis bringen konnte. Die Flut an Medaillen brachte Abwechslung in den Alltag der Menschen. Die Sportler selbst genossen zwar einige Privilegien, hatten jedoch außer der Anerkennung wenig von ihren Erfolgen. Bestes Beispiel für die Strategie der politisch Verantwortlichen war die Eiskunstläuferin Katharina Witt.

Sie wurde von der sozialistischen Führung des Landes zu einem Star aufgebaut. Dafür war sicherlich auch eine Schlagzeile in einer amerikanischen Zeitung verantwortlich. Dort wurde die Eiskunstlauf-Olympiasiegerin von 1984 als „das schönste Gesicht des Sozialismus“ bezeichnet. Witt durfte in Folge sogar gegen Devisen als Profi in den USA auftreten. Damit unterschied sich ihre Karriere deutlich von jenen Legionen an Sportstars, die dieses Privileg nicht genießen durften. Dazu zählten beispielsweise die Weltrekordlerin über 400 Meter, Marita Koch, die mehrfache Schwimm-Olympiasiegerin Kornelia Ender oder Jutta Müller, die erfolgreichste Eiskunstlauftrainerin der Welt. Viele von ihnen haben einzigartige Leistungen vollbracht.

Sieg gegen den Weltmeister aus der BRD

Heute sind die Fußballer aus dem Osten des Landes kurz davor sich als dritte Kraft im deutschen Fußball zu etablieren. RB Leipzig hat sich in den Bundesliga Quoten nicht erst seit gestern als Spitzenmannschaft etabliert. Damit schließt sich der Kreis zur großen Geschichte des Fußballs auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Diese erlebte ausgerechnet in jenem Jahr, in dem die BRD Weltmeister im eigenen Land wurde, ihren absoluten Höhepunkt.

Jürgen Sparwasser ist bis heute eine Fußball-Legende. Er gewann mit der Fußball-Nationalmannschaft der DDR gegen den späteren Fußball-Weltmeister Bundesrepublik Deutschland 1974 das historische Spiel im Hamburger Volksparkstadion. 65.000 Zuschauer sahen die favorisierte BRD gegen die DDR verlieren. Wenige Monate später führte Sparwasser seine Mannschaft 1. FC Magdeburg zum ersten und einzigen Sieg im Fußball Europacup gegen den AC Mailand.

Erfolg auf Befehl von oben

Die Strategie der Politik in der DDR ging auf. Die Sportler aus der DDR entwickelten sich in zahlreichen Sportarten zu Weltklasse-Athleten. Sie dominierten vor allem die Sportarten Schwimmen, Leichtathletik, Gewichtheben, den Radsport und die Wintersportarten. Doch die außergewöhnlich guten Leistungen waren nicht nur auf die intensive Förderung, sondern immer öfter auch auf ein ausgefeiltes Doping-System zurückzuführen. Die Anordnung dazu kam von ganz oben und ist heute durch einen Beschluss des Zentralkomitees der SED dokumentiert.

Doch das internationale Ansehen der DDR stieg mit den Erfolgen an. So zeigte die DDR beispielsweise ab 1972 ihre eigene Flagge und ihre eigene Nationalhymne bei den Olympischen Spielen. Je stärker der Kontakt der Sportler zum Westen wurde, desto öfter kam es vor, dass sich einige von ihnen bei internationalen Wettkämpfen einfach absetzten. Nicht weniger als 615 Sportler und Sportlerinnen nutzen im Laufe der Jahre diese Gelegenheit zur Flucht. Nach der Zusammenführung setzten sich einige bekannte DDR-Sportler auch im wiedervereinigten Deutschland durch und wurden zu Helden ihrer Fans.

Der Fall Katrin Krabbe

Doch die Schattenseiten kamen immer stärker zum Vorschein. Als Beispiel dafür war der Fall Katrin Krabbe. Aufgewachsen in der DDR gewann sie in ihrem letzten Auftritt für das Land dreimal Gold bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 1990. Ein Jahr später lief sie bei der Welt- meisterschaft die versammelte Weltelite in Grund und Boden. Ein neuer Superstar des wiedervereinigten Deutschlands war geboren. Doch das Misstrauen gegenüber ihren überragenden Leistungen war bereits da.

Während die Medien und die Fans die neue Sprint-Göttin noch feierten, mehrten sich die Zweifel an ihren Leistungen. Die Doping-Jäger wiesen ihr die Einnahme verbotener Mittel nach. Krabbes Fall warf noch einmal ein Schlaglicht auf die Praktiken der DDR, die alles darangesetzt hatte, ihre Stars zu Botschaftern des Landes zu machen.

Erfolgreich in beiden Ländern

Andere Spitzensportler der DDR schafften hingegen den sportlichen Umstieg. Heike Drechsler eroberte für Deutschland Olympiagold. Henry Maske wurde für die DDR Box-Olympiasieger und krönte sich für Deutschland zum Box-Weltmeister. Matthias Sammer feierte nicht nur als Fußballer, sondern später auch als Manager große Erfolge im wiedervereinigten Deutschland. Diese Sportler sind ein Paradebeispiel für Stars, die sowohl in der DDR, als auch in Deutschland außergewöhnliche Leistungen erbracht haben.


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